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“... Es wurde Frühjahr, und meine Haartracht sollte der neuen Witterung angepasst werden. Mutti führte mich in ein mir bis
dahin unbekanntes Haus, in ein Zimmer, in dem einige Leute still ergeben in Sesseln saßen und in den Spiegel schauten, der vor ihnen hing. Andere Leute waren weiß angezogen und hatten die Leute auf die Stühle mit
weißen Tüchern festgebunden, dann riesige Scheren in die Hand genommen, schnippten damit in die Luft, um, so vermutete ich, dann den Leuten den Kopf abzuschneiden. Einige Haarbüschel fielen schon zu Boden. Andere
Weißgekleidete hatten blitzende Dinger in der Hand, die unschöne Geräusche machten und wollten wohl damit die Köpfe rollen lassen. - Der Ernst meiner Lage wurde mir mit Erschrecken bewusst: Jetzt ging es um Kopf
und Kragen... Doch mein natürlicher Lebenswille setzte sich durch und ich bettelte verzweifelt um mein Leben: `Nein, nicht Kopf abschneiden, nicht Kopf abschneiden...´ ... - Mutter blieb hart. Einige Große
redeten auf mich ein. Einer von denen, die vor dem Spiegel saßen, wurde wieder losgebunden und durfte aufstehen und froh darüber, lächelte er mich an und deutete auf seinen Kopf, der noch auf seinem Hals sich
befand. Gnädiges Schicksal für ihn - mein Untergang. Denn nun wurde ich zum Schafott gezogen. Auf den frei gewordenen Hinrichtungsstuhl wurde eine Fußbank gestellt und darauf ich gesetzt. Das weiße Tuch wurde
mir umgelegt. Ich wurde am Hals festgebunden. Der weißgekleidete Mensch nahm so ein glänzendes Brummding und ging mir damit hinterrücks an den Hals. Ein kräftiger Ruck, es `ziepte´ erschrecklich, meine böse
Ahnung sollte sich nun bewahrheiten und aus voller Kehle schrie, brüllte ich los und bemühte mich, meine Arme von dem Tuch zu entfesseln, was dem weißgekleideten Menschen anscheinend doch von seinem grauenhaften
Vorhaben abschreckte, so dass ich, bis auf wenige Haare, die ich lassen musste, mit heiler Haut noch einmal davon kam...”
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